Saftkur & abnehmen – Ist eine Saftkur gesund oder schädlich?
Ist eine Saftkur zu Abnehmen gesund? Und kann man überhaupt abnehmen mit Saftkur?
Beschäftigt man sich mit Trends aus dem Bereich Lifestyle, stößt jeder früher oder später auf den Begriff Saftkur, oder wie es im Englischen heißt: „Juice cleansing“. Stars wie Gwyneth Paltrow oder Heidi Klum schwärmen über die angeblich guten Effekte auf die Gesundheit.
Eine Saftkur selbst ist dabei ungemein simpel: Einfach ein paar Tage lang auf feste Nahrung verzichten und stattdessen Saft trinken. Auf diese Art, so die Rationale der Verfechter, gibt jeder seinem Körper Zeit zu „entschlacken“.
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„Detox“, also Entgiftung, ist dabei der entscheidende Begriff. Was jedoch auf den ersten Blick durchaus Sinn ergibt, entpuppt sich auf den zweiten als häufig missverstandener Mythos. Aber, auch das zeigen die Studien: Hinter dem Ganzen steckt ein wahrer Kern.
Entgiftung & Saftkur – gesund oder schädlich?
Schaut man auf die Quellenlage zum Thema Saftkur, stellt sich diese leider recht dünn dar. Viele Portale, die sich positiv über Saftkur äußern, verweisen leider nicht auf belastbare Quellen, sondern geben höchstens anekdotische Berichte, die die Wirkung belegen sollen.
Immerhin hat sich die mithin höchste Instanz zum Thema Ernährung in Deutschland, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), höchstpersönlich zum Lifestyle-Trend geäußert.
Das Urteil fällt dabei etwas ambivalent aus: Ja, eine Saftkur könne durchaus positive Effekte zeigen, die vor allem das Körpergewicht und verwandte Faktoren wie die Insulinresistenz betreffen. Aber: Verantwortlich dafür erscheint vor allem die niedrigere Kalorienaufnahme.
Was ist aber mit der Entgiftung, über die viele so öffentlichkeitswirksam reden? Hier haken die Experten ein: Wissenschaftlich erscheint das Konzept nämlich nicht. Der menschliche Körper scheidet unentwegt Giftstoffe über Leber und Nieren aus. Warum ein paar Tage Saft trinken daran etwas ändern würden, dafür gibt es schlicht keine Belege.
Saftkur-Diät: Mit der Bio-Saftkur für eine bessere Autophagie?
Gräbt man sich noch etwas tiefer in das Thema ein, findet man jedoch einen interessanten Zusammenhang, der die ganze Thematik um „Entgiftung“ und Saftkur wiederum in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Die Zellen in unserem Körper verfügen nämlich über eine Art interne „Müllabfuhr“, mittels der nicht mehr gebrauchte Substanzen oder defekte Organellen recycelt werden können. Für die Entdeckung dieses Prozesses, Autophagie genannt, bekam der Japaner Yoshinori Ohsumi 2016 den Medizin-Nobelpreis.
Das Interessante hier: Die Autophagie wird durch Insulin gehemmt. Im Umkehrschluss führt dies dazu, dass Esspausen tatsächlich dabei helfen könnten, dass die interne Müllabfuhr der Zellen ordentlich läuft. Mit diesem Thema setzt sich unter anderem der Grazer Wissenschaftler Frank Madeo intensiv auseinander.
Saftkur zum Abnehmen – Abnehmen mit Saftkur-Diät?
Eignet sich eine Saftkur zum Entgiften und zum Abnehmen? Die Antwort scheint zu lauten: Ja, aber. „Entgiften“, wie viele sich das Konzept vorstellen, macht unser Körper von alleine. Aber: Regelmäßige Esspausen helfen, die Zellen „sauber“ zu halten. Das muss nicht im Rahmen einer Saftkur geschehen, doch immerhin eignet sich diese dafür wohl auch.
Nur bei der Wahl der Säfte ist Vorsicht geboten: Wer viele Fruchtsäfte trinkt, nimmt auch viel Zucker auf. Das daraufhin ausgeschüttete Insulin hemmt dann die interne Müllabfuhr genau wie feste Nahrung. Wer das vermeiden möchte, setzt demnach lieber auf Gemüse- oder Kräutersäfte, die von sich aus deutlich weniger Zucker enthalten.
Mit einer Saftkur abnehmen ist ebenfalls möglich, zumindest wenn man das kalorische Defizit tatsächlich durchhält. Auch hier gibt es durchaus Alternativen, doch zumindest konzeptionell ist gegen die Saftkur hier laut DGE nichts einzuwenden.
Wer den Lifestyle-Trend für sich selbst ausprobieren möchte, sollte dies jedoch immer nach Absprache mit einem Arzt tun, denn die einseitige Ernährung bedeutet für Menschen mit bestimmten Konditionen eine Gefahr.