Thymian ist nicht nur ein Muss in der mediterranen Küche – das vielseitige Kraut gehört zu den echten Gesundmachern

Veröffentlicht von Blog-Team am

Das Kratzen im Hals nervt. Schon den zweiten Tag ist es da, stört beim Schlucken. Und dann der Hustenreiz, die Abgeschlagenheit, das häufige Naseputzen. Das alles lässt nur einen Rückschluss zu: Eine Erkältung ist im Anmarsch. Und das gerade jetzt, mitten im Frühling.

Was tun? Ein Besuch beim Arzt? Viele winken da direkt ab. „Der verschreibt mir eh sofort ein Antibiotikum, egal ob es sich um einen viralen oder bakteriellen Infekt handelt.“ Mehr als 70 Prozent der Deutschen, so hat eine im Stern zitierte Umfrage ergeben, vertrauen in einem solchen Fall auch auf natürliche Heilmittel. Die wohltuende Wirkung von Kamille, Salbei und Fenchel ist bekannt. Sie gehören zu den sogenannten Phytopharmaka. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus Phyton = Pflanze und Pharmakon = Heilmittel.

Wissen zieht sich wie ein roter Faden durch die Kulturen

Die Geschichte der Pflanzenheilkunde ist jahrhundertealt, hat ihren Ursprung bereits in der Antike. Kräuter, die sogenannten Medical Herbs, wurden schon früh zu Heilzwecken genutzt. Komplett oder auch nur in bestimmten Teilen.

Bereits 3700 vor Christus gibt es Aufzeichnungen in der chinesischen Medizin. Nicht wie man vermutet zur Akupunktur, sondern ein unbekannter Verfasser hat die frühe pharmakologische Pflanzenkunde erarbeitet. In Indien ist das Wissen in der Ayur Veda zusammengetragen worden. Für den europäischen Raum spielt die Materia Medica eine große Rolle. Dioscorides hat die heilkundlichen Erfahrungen aus den Mittelmeerländern im 1. Jahrhundert nach Christus niedergeschrieben. Das Wissen um die Kraft der Heilkräuter zieht sich wie ein roter Faden durch nahezu alle Kulturen: Ägypter, Juden, Römer und Germanen haben das Wissen darüber gesammelt und von Generation zu Generation weitergegeben.

Hildegard von Bingen aktuell wie nie

Im Mittelalter war es die heilige Hildegard von Bingen (1098 bis 1179), die mit ihren Aufzeichnungen über besondere Heilmethoden auf sich aufmerksam gemacht hat. Durch Visionen, so ist es überliefert, habe sie die Heilkraft von Pflanzen und Steinen erkannt. Auch der Ernährung kommt in ihrer Lehre eine zentrale Bedeutung zu. Hildegard setzt auf Ausgewogenheit. Ihr Credo: Damit könne Krankheiten vorgebeugt werden.

Die Äbtissin hat mit ihren Schriften den Grundstein für eine neue Volksmedizin gelegt. Zumindest im europäischen Raum. Das steht für viele außer Frage. Ihr ganzheitlicher Ansatz ist bis heute aktuell: Wer gesund sein will, muss in Harmonie leben. Mit Gott und der Natur. Sie erkannte schon früh den Zusammenhang zwischen äußerer Schönheit und innerem Wohlbefinden.

Die Klosterfrau, die bei Bingen auf dem Rupertsberg und in der Nähe von Eibingen eigene Klöster gründete, hat Rezepte und Ratschläge für viele Krankheiten niedergeschrieben.

 

Ursprung der modernen Naturmedizin

Hildegards Wissen und Heilmethoden sind für viele der Ursprung der modernen Naturmedizin“, so Farid Zitoun vom Naturheilzentrum Bottrop. Über lange Jahre war dieser große Wissensschatz in den Hintergrund gerückt. „Durch die Entwicklung der modernen, chemischen Medizin ist er immer weiter in Vergessenheit geraten“, weiß der Komplementärmediziner. Eine Entwicklung, die sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat.

Zu Beginn der 1970er-Jahre gab es eine Renaissance in Sachen Hildegard von Bingen. Der österreichische Arzt Gottfried Hertzka stieß auf ihre Schriften, testete ihre Methoden und machte seine Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

„Hildegard von Bingen setzte bei der Behandlung auf Heilkräuter und exotische Gewürze, etwa aus Asien. Sie beschränkte sich aber nicht nur auf die Pflanzen, darunter viele aus dem mediterranen Raum, die zu ihrer Zeit in ihrer Wirkung bekannt waren. Das eigentlich Neue an ihrem Ansatz ist die Verwendung heimischer Pflanzen. Das war damals nicht üblich“, erklärt der Bottroper Heilpraktiker Christian Rüger.

Die gelehrte Klosterfrau hat umfangreiche Aufzeichnungen hinterlassen. Über 100 detaillierte Beschreibungen von Pflanzen. „Sie alle sind versehen mit dazugehörigen Rezepten, die bei bestimmten Krankheiten Linderung versprechen.“

Wirkstoff in vielen Hustensäften

Vieles ist bis heute aktuell. So hat schon Hildegard bei Husten auf Quendel vertraut, eine wilde Form des Thymians. „Thymian kann nicht nur in der Küche zum Verfeinern verschiedener Gerichte genutzt werden“, weiß Christian Rüger aus der täglichen Naturheilpraxis. Besonders gut geeignet ist das Kraut, um festsitzenden Husten zu lösen. „Deshalb kommt Thymian auch in verschiedenen Hustensäften zum Einsatz.“

Wer nicht zur fertigen Arznei greifen möchte, kann sich eine Thymian-Teemischung fertig in der Apotheke kaufen oder selbst Hand anlegen: Einfach einen Teelöffel Thymianblätter mit 250 Milliliter kochendem Wasser überbrühen. Den Tee fünf Minuten ziehen lassen und ihn für den besseren Geschmack nach Belieben mit Honig süßen.

Zudem kann Thymian bei Sodbrennen und Blähungen helfen, das Kraut fördert die Durchblutung und beruhigt. Deshalb wird es häufig auch bei Einschlafbeschwerden empfohlen.

Küchenkräuter mit heilender Wirkung

„Thymian ist ein gutes Beispiel dafür, dass viele Kräuter zugleich Küchen- und auch Heilkraut sind“, erklärt der Heilkundige Farid Zitoun. Gleiches gilt für Salbei und Rosmarin, beispielsweise. Salbeiblätter werden dank ihrer würzigen Note vor allem für Fleisch- und Fischgerichte verwendet. Als Heilmittel leisten sie hervorragende Dienste bei Entzündungen von Mund- und Rachenschleimhaut, als Tee wirkt Salbei zudem verdauungsfördernd. „Früher wurde das Küchenkraut auch als ‘pflanzliche Zahnbürste’ bezeichnet“, ergänzt Christian Rüger.

Auch Rosmarin kann mehr, als Kartoffeln in eine besondere Spezialität zu verwandeln. Die mediterrane Heilpflanze gilt zudem als verdauungsfördernd.

Auch Pflanzen haben Nebenwirkungen

Doch auch beim Umgang mit Heilkräutern ist Expertenwissen gefordert. „Kräuter haben Nebenwirkungen genau wie chemische Produkte“, so Farid Zitoun. Die richtige Dosierung ist ebenso wichtig wie das Wissen um mögliche Wechselwirkungen. „Gibt es keine Einwände, dann können Heilpflanzen wertvolle Hilfe leisten“, weiß man im Naturheilzentrum Bottrop. Selbst der Gesetzgeber sieht das so, hat die Phytotherapie zu einer anerkannten Therapierichtung erklärt. Was aber nicht heißt, dass die Kosten dafür automatisch von den Kassen übernommen werden. Doch das scheint für viele Patienten kein ausschlaggebendes Kriterium zu sein. Laut Gesundheitsbranchendienst IMS waren es 2008 1,45 Milliarden Euro, die die Bundesbürger für natürliche Heilmittel ausgaben. Ein Großteil, knapp 80 Prozent, wollen demnach Krankheiten erst einmal natürlich behandeln, ehe chemische Präparate zum Einsatz kommen (vergl. www.stern.de/gesundheit/heilkraeuter-wunderbares-und-wunderliches-3424622.html)

 

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Kategorien: Essen & Trinken