Die Kunst des Schreiens – Was hat sie mit Gesundheit zu tun?
Gesundheitswissen nabomade – Goethe, Lessing und Münch: Karrieretypen dank Stresshormonen
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Schreien ist faszinierend. Schreien ist völlig anders als Sprechen oder Rufen. Laut einer amerikanischen Studie besitzt Sprechen eine so genannte Modulationsfrequenz von 4 bis 5 Hertz. Beim Schreien dagegen liegt das Tempo der Tonabfolge im Bereich 30 bis 150 Hertz, ist also wesentlich schneller.
Wer schreit, übersteuert seine Stimmerzeugungsorgane. Die Tonhöhe lässt sich dadurch nicht mehr kontrollieren, beim Rufen ist das hingegen noch möglich.
Ob groß oder klein – Schreien muss sein
Erwachsene drücken durch Schreien Schmerz, Angst, Verzweiflung oder auch Freude aus. Die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, die durch Schreien ausgelöst wird, soll sogar entzündungshemmend wirken.
Beim Baby gehört die schrille Lautäußerung zum natürlichen Repertoire der Willenskundgebung. In manchen Teilen der Welt werden sogar Schreiwettbewerbe veranstaltet, die den Babys und ihren Familien Glück bringen sollen. Mehr dazu findet ihr hier. (https://naturheilzentrum.com/de/blog/naki-sumo-gesunde-klaviatur-des-schreiens)
Der Schrei für die Ewigkeit
Auch in der Kunst taucht das Phänomen des Schreiens häufig auf.
Der norwegische Maler Edvard Munch wurde mit seinem Bild „Der Schrei“ zum Wegbereiter des Expressionismus, indem er die Natur nutzte, um sein inneres Erleben sichtbar zu machen. Das berühmte Bild wurde 2012 in New York für rund 120 Millionen Dollar als damals teuerstes Gemälde der Welt versteigert.
Johann Wolfgang von Goethe zeigte sein Talent, gesellschaftliche Widersprüche nicht nur gestochen scharf zu beobachten, sondern auch in ebensolche Worte verwandeln zu können, bereits in jungen Jahren. Im Alter von 18 schrieb er das Gedicht „Das Schreien“, in dem er die Liebe im Spannungsfeld zwischen – damals noch sehr strenger – gesellschaftlicher Etikette und körperlichem Verlangen zum Thema machte.
Warum schreit Laokoon nicht?
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts diskutieren Künstler und Kunstkenner immer wieder die nicht schreiende Marmorskulptur von Laokoon in der Laokoon-Gruppe aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Laokoon war in der griechischen und römischen Mythologie ein trojanischer Priester, der die List hinter dem trojanischen Pferd erkannte. Bevor er die Stadtbewohner warnen konnte, wurde er von der Göttin Athene jedoch durch zwei Schlangen ermordet.
Der Dichter Virgil beschrieb in seinem antiken Epos über das römische Reich „Aeneis“ gut 100 Jahre vor Entstehen der Skulptur das verzweifelte Sterben Laokoons wortreich als „grauenvolles Geschrei“ und „Gebrüll eines blutend Stier vom Altare“.
Schreien als Kulturtechnik
Der deutsche Kunstschriftsteller Johann Joachim Winckelmann war 1756 der Meinung, dass Schreien in der Antike als unästhetisch galt und man wahrscheinlich deshalb das marmorne Gesicht Laokoons nicht als schmerzverzerrt, sondern als eher emotionslos dargestellt habe.
Gotthold Ephraim Lessing konstatierte zehn Jahre später, das Medium der Skulptur selbst verfüge nicht über die Möglichkeit Dinge in zeitlicher Abfolge darzustellen. Daher dürfe sie in ihrem einzigen Moment gar kein Maximum oder Minimum an Gefühlen zeigen, um die Einbildungskraft des Betrachters nicht zu schwächen.
Johann Wolfgang von Goethe vertrat im Jahr 1769 die Meinung, Laokoon könne gar nicht schreien, weil ihm dies im dargestellten Moment durch die Umschlingung der Schlangen anatomisch unmöglich gewesen sei.
Rund dreißig Jahre später schrieb Goethe erneut einen Aufsatz über Laokoon und widersprach Lessing. Skulpturen könnten Zeit doch sichtbar machen. Gerade indem sie zwei gegensätzliche Zustände in einen Körper bannten, in diesem Fall Ohnmacht und Schmerz zugleich.
Schreien oder nicht schreien, das ist hier wohl die Frage aller Fragen.
Schreien für die Gesundheit
In der Bottroper Naturheilpraxis interessiert man sich naturgemäß eher für die physiologischen Auswirkungen des Schreiens als für die künstlerischen. Neben dem Video “Kreischalarm | Schreien für die Gesundheit” der Bottroper YouTuber und Heilpraktiker Zitoun & Rüger finden Sie jetzt weitere Clips auf dem Naturheilzentrum Bottrop YouTube-Kanal. Darüber hinaus gibt’s Informationen, Filme und spannende Gesundheitstipps auch in den nabonews auf der Webseite.