SHT bei Kindern – Kleine Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma brauchen eine besondere Förderung
Große Chance durch kleine Nadeln: Im Naturheilzentrum Bottrop vertraut man auf gezielte Reiztherapie
Christian war ein fröhlicher junger Mann, einer mit Perspektiven und großer Lust aufs Leben. Bis zu dem Tag, an dem der folgenschwere Unfall passierte. Der Tag, der Christians Leben und das seiner Familie grundlegend verändert hat. Bis heute. Seine Mutter erinnert sich an den ersten Besuch bei ihrem Sohn in der Fachklinik. Er habe keine sichtbaren äußeren Verletzungen gehabt. „Ich dachte, es wird schon nicht so schlimm.“ Doch die Spezialisten machten diese Hoffnung zunichte. Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma wurde bei dem jungen Unfallopfer diagnostiziert.
Christian – seine Mutter beschreibt ihr Leben, seine kleinen Schritte zurück in ein ganz anderes Leben in einem eindrucksvollen Blogbeitrag – ist kein Einzelfall. Etwa 280.000 Patienten werden in Deutschland mit einem Schädel-Hirn-Trauma behandelt – pro Jahr. Die meisten von ihnen sind junge Menschen. Die deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie erklärt: Das Schädel-Hirn-Trauma ist bei Kindern bis 15 Jahre mit Abstand die häufigste Todesursache und bezieht sich dabei auf Zahlen aus dem statistischen Jahrbuch 2000 (http://www.dgnc.de/dgnc-homepage/patienteninformationen/schaedel-hirnverletzungen.html.) Bei den unter 45-Jährigen trifft dies auf die schwere Erscheinungsform der Verletzung hin. Insbesondere junge, aktive Menschen sind betroffen. Vielfach in Folge eines Verkehrsunfalls. So wie Christian.
Große Erfahrung in der Behandlung
Die Experten unterscheiden bei einem Schädel-Hirn-Trauma drei Schweregrade. Ärzte teilen den Schweregrad des erlittenen Traumas nach der Glasgow Coma Skala (GCS) ein. Sie bewertet drei Funktionen des Bewusstseins: Augen öffnen, Ansprechbarkeit und Reaktion auf Schmerzreize. Je höher der Wert auf einer Skala ist, umso leichter ist das Schädel-Hirn-Trauma. Die Werte können zwischen drei und 15 liegen. „Ein Schädel-Hirn-Trauma ist eine schwere Verletzung des Schädels und des Gehirns“, erklärt Naturheilkundler Farid Zitoun. Ebenso wie Heilpraktiker Christian Rüger greift der Bottroper Alternativmediziner auf umfassende Erfahrungen, aus mehr als zwei Jahrzehnten, in der Behandlung von SHT-Patienten zurück. Hierbei spielt die Therapie von Kindern mit SHT, eine nicht unwesentliche Rolle. Doch die Diagnose SHT ist nicht gleich SHT. „Der Großteil, etwa 80 Prozent der klinisch aufgenommenen Patienten, leiden an einem leichten Schädel-Hirn-Trauma“, so Farid Zitoun. Die restlichen 20 Prozent sind Patienten, bei denen ein mittelgradiges beziehungsweise ein schweres SHT diagnostiziert wird.
Doch auch ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, im Volksmund auch als Gehirnerschütterung (Commotion Cerebri) bekannt, kann gravierende Folgen haben. Etwa 10.000 Menschen versterben jährlich an den Folgen der Schädigung. „An den unmittelbaren oder auch den mittelbaren“, weiß man im Bottroper Zentrum für Prävention und Rehabilitation.
Der schwerste Teil voraus: der Kopf
Knapp 5.000 bleiben trotz Akutversorgung und Rehabilitation lebenslang ein Pflegefall. „Der sogenannte Barthel-Index legt mit Hilfe eines Punktsystems den Grad der Pfegebedürftigkeit fest“, erklärt Christian Rüger. Gerade unter den sehr jungen SHT-patienten, die im Naturheilzentrum behandelt werden, kommen viele mit dem Zusatz „austherapiert“ nach Bottrop. Sie werden nach Abschluss der Rehamaßnahmen in die häusliche Pflege durch Angehörige entlassen. Oder werden in einer stationären Einrichtung versorgt. „Vielfach wird bei Kindern bei jedem zweiten Unfall der Kopf verletzt“, so Farid Zitoun. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kennt die Gründe: Das Gewicht des Kopfs im Verhältnis zum Körper beträgt beim Säugling etwa ein Drittel, später ein Sechstel und bei Erwachsen ein Dreißigstel des Gesamtgewichts. „Im Fall eines Sturzes oder Radunfalls fließt der schwerste Teil voraus, der Kopf.“ Auch sei der Schutzreflex und die Fähigkeit zum Abfangen eines Sturzes mit den Armen bei Kindern weniger gut ausgeprägt als bei Erwachsenen. „Das zeigt sich auch an der Reaktionsfähigkeit“, weiß Christian Rüger. Die sei bei einem Fünfjährigen doppelt so lang wie im Erwachsenenalter.
Egal ob Kinder oder Erwachsener. Je früher die Rehabilitation eines SHT-Patienten beginnt, desto erfolgreicher ist sie meist. Die Frührehabilitation beginnt zumeist schon in der Klinik. Dann wenn die Vitalfunktionen stabil sind, beginnen die Experten mit ihren Maßnahmen zur Wiederherstellung verlorener Hirnfunktionen.
Unterschiede in der Rehabilitation
In dieser Phase sind die Patienten häufig noch bewusstlos oder im Wachkoma. Den Medizinern und Therapeuten geht es darum, das Ausmaß der Hirnschädigung zu begrenzen und den funktionsgeschädigten, aber nicht zerstörten Zellen des Gehirns optimale Bedingungen für die funktionelle Regeneration zu geben. Ein Ansatz, den auch die deutsche Wachkomagesellschaft verfolgt: „Alle therapeutischen und rehabilitativen Bemühungen müssen das Ziel haben, Vorgänge zu fördern und in Gang zu setzen, die zu einer Erholung der gestörten Funktionen führen.“ Die neurologischen, psychiatrischen und psychologischen Störungen, die bei erwachsenen SHT-Patienten auftreten, unterscheiden sich nicht von denen bei Kindern und Jugendlichen. Allerdings gibt es Unterschiede in der Rehabilitation. „Die sind darauf zurückzuführen, dass die körperliche und geistige Entwicklung bei den kleinen Patienten noch nicht abgeschlossen ist“, erklären die Komplementärmediziner. Auch der Heilungsverlauf sei ein anderer. „Ganz wichtig bei Kindern ist auch die Einbindung der Eltern. Lange Trennungen sind kontraproduktiv. Die Familien sollten unserer Meinung nach frühzeitig in den Therapie- und Rehabilitationsplan eingebunden werden.“
Das gemeinsame Ziel einer Therapie ist klar. Ob Allopathie oder Komplementärmedizin, die Alternativmedizin kann eine durchaus sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin sein: Die kleinen Patienten sollen möglichst viele Entwicklungsrückstände aufholen, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterentwickeln können. „Dazu ist es wichtig, dass Symptome und Störungen gelindert werden. Viele der Kinder haben einen erhöhten Förderbedarf. Diese Förderung wird beispielsweise in integrativen und heilpädagogischen Kinder- und Tageseinrichtungen angeboten. Auch viele unserer Patienten besuchen eine solche Kita“, erläutern die Leiter des NABO (kurz für: Naturheilzentrum Bottrop).
Hoffnung auf Besserung?
Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) hat dazu einen Leitfaden mit detaillierten Informationen zusammengestellt. Ihr Titel: Arbeitshilfe für die Rehabilitation und Teilhabe Schädel-Hirn-verletzter Kinder und Jugendlicher. Doch viele Unfallopfer verbleiben trotz intensiver Rehabilitation im sogenannten Wachkoma. Gerade sie brauchen die volle Hilfe und Unterstützung ihres Umfelds, fordert die deutsche Gesellschaft für Wachkomapatienten. Sie empfinden Gefühle, zeigen Regungen, haben Wach- und Schlafzeiten.
Bei entsprechender Rehabilitation in den einzelnen Durchgangsstufen der Krankheit (Apallisches Durchgangssyndrom) gibt es aber auch für diese Patienten Hoffnung auf Besserung. Das Team der Bottroper Naturheilpraxis setzt dabei auf durchgängige Rehabilitation und individuell auf den Patienten abgestimmte Therapiekonzepte. Und die Gleichung geht auf. Es zeigt sich häufig, dass selbst schwerstgeschädigte Patienten es teilweise schaffen durch gezielte Therapie alltägliche Dinge wieder selbstständig auszuführen. „Dazu gehört beispielsweise das Essen“, zeigt sich häufig in der Praxis. Durch den Rollstuhl kommt ein Teil ihrer Mobilität zurück. In Bottrop fokussiert man sich auf eine individuell entwickelte Akupunkturtechnik. Durch gezielte Reize sollen hierbei möglichst die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden.